Der Künstler Gottfried Mairwöger

Aurora, Öl auf Leinen, 1985, 250 x 500 cm

„Einfach gute Malerei“ - kurz und bündig - und doch findet dieser Satz in mehrfacher Hinsicht im Oeuvre Gottfried Mairwögers seine Bezüge. Zunächst ist die Aussage direkte Bezugnahme auf eine Ausstellung im Museum moderner Kunst, welche 1983 den Grundgedanken folgte, neue Wege junger Künstler in der Malerei aufzuzeigen. In einer Zeit kuratiert, als nach den konzeptuell und von Medien- und Performance Kunst geprägten 70er Jahren - die Malerei und mit ihr die Farbe und expressive Geste, wieder ein markantes Zeichen im künstlerischen Wollen setzte.

 

Gottfried Mairwöger war einer dieser zehn ausgestellten Künstler und ihm war dieses Drängen zur Malerei und zur Farbe schon längst und von Beginn seiner Karriere an ein zentrales Bedürfnis. Dieses Bedürfnis wurde durch einen Lehrmeister geprägt, der den sensiblen Ansätzen dieses künstlerischen Wollens wahrscheinlich nicht passender hätte entgegenkommen können.

 

Denn Mairwöger studierte in den 70er Jahren anfangs bei Josef Mikl und in der Folge bei Wolfgang Hollegha an der Akademie der bildenden Künste. Von der Tradition der Wiener Abstrakten der Nachkriegszeit kam er, und entwickelte im Laufe seiner unglaublich reichen Schaffensjahre eine sehr eigenständige und vielseitige Malweise im Sinne der Abstraktion. Seine Arbeiten kommen von der Natur, gehen zunächst sehr vereinfacht vom Gegenstand aus und entwickeln sich im Laufe der Zeit durch bewusstes Herantasten zu seiner reinen Abstraktion.

"Ich male, weil ich sehen will."   Gottfried Mairwöger

Noch während seiner Studienzeit kam er unter Vertrag bei der Galerie Ulysses, wurde als junges Talent gefördert und war u.a. 1976 bei einer Gruppenausstellung in der Galerie Wentzel in Hamburg zusammen mit Hollegha, Mikl, Prachensky und Rainer vertreten. Und genau hier, in seiner Zeit bei der Galerie Ulysses, setzt die Schnittstelle zu meiner persönlichen Bewunderung für Gottfried Mairwögers „einfach gute Malerei“ an. Kennen gelernt habe ich ihn im Rahmen meiner Tätigkeit als Studentin in eben dieser Galerie. Er imponierte mir durch seinen Eifer, seine Emotionalität und Liebenswürdigkeit. Er machte einen scheuen Eindruck, wenn er aber von der Malerei und das was ihn berührte zu sprechen ansetzte, begannen seine Augen zu strahlen. Immer wieder erzählte er, wie wichtig ihm die Wahl Farbe sei, deren Leuchtkraft und die Wechselbeziehungen mit den anderen Farbschichten. Leuchten mussten sie – und deshalb sparte er sich alles Geld ab, um die besten Ölfarben zu verwenden, die er mit Terpentin verdünnte. Schon damals als so junger Mensch sah er die Malerei als seine Berufung.

 

Eine weitere – für Gottfried sehr entscheidende Begegnung - erfolgte in Hamburg mit dem amerikanischen Kunsthistoriker Clement Greenberg und der daraus resultierenden Einladung für einen Aufenthalt nach New York. Von dieser Beziehung sprach und zehrte er bis zu seinem frühen Tod.

 

Seine Passion für Reisen ist insgesamt unabdingbares Wissen bei der Betrachtung der Bilder, als Seelenbalance und Impulsgeber für sein Arbeiten und sein Experimentieren in der Farbe. Oft verbrachte er Monate auf Reisen, ob in Italien oder später Maurizius und Mallorca, oder in anderen Ländern, vor allem dann, wenn der Winter ins Land gezogen kam und ein grau düsterer Nebelschleier sich über die Landschaft legte.

 

Die ersten großformatigen, ungegenständlichen Bilder in der Natur entstanden auf seinen Studienreisen geprägt von der Andersartigkeit der jeweiligen Länder, gefunden in der Unterschiedlichkeit des Lichts, den Farben der Natur und der Charakteristiken dieser Orte. Dreht man sich im Fundus des Entstandenen, ist es wirklich beeindruckend, die Vielseitigkeit seiner Abstraktion zu erleben.

 

Von ruhigen Farbbahnen ausgehend mild, bedacht und kontemplativ, entwickelt sich im Laufe der Jahre einen Drängen zur Auslotung der Möglichkeiten an Farbbindungen. Es ist das Malerische um seiner selbst willen, das ihn interessiert. Zur Farbe gesellt sich die Geste, wird raumfüllender und betonter. Gearbeitet wird in mehren Schichten, die auf die Auftragungsweise verweisen und sich Ende der 80er Jahre bis hin zu einer sehr pastosen Arbeitsweise entwickeln.

 

Spürbar jeweils die Aufenthalte in fernen Lichtstimmungen, ins Bild gebracht durch exotische Farbakzente, so wie jenes unglaubliche Safrangelb, das zitatweise bei seinen Arbeiten auf Mauritius zu entdecken ist. Die große Leinwand ist seine Grundlage, doch finden auch Exkursionen zu anderen Bildträgern statt, wie jene in kurzer Malaktion entstandenen „Sekundenbilder“ auf Holztafeln zeigen, oder die Arbeit mit gebrannten Ziegeln. Nach seiner Abarbeitung der pastosen Möglichkeiten findet er zu strahlenden, teilweise fast fluoriszierenden Farben in seinen Bildern, in welchen der Drang zur Malerei und Farbe berauscht und einen der Gedanke an „einfach gute Malerei“ immer aufs Neue berührt.

 

AGNES HUSSLEIN